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Seen, Wälder, Ostseeküste: die Kaschubei, ein Polen Geheimtipp

Blick auf einen großen See mit kleinen Jachthafen von oben

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Wo um alles in der Welt liegt die Kaschubei? Das fragten Freude und Familie, als ich von meinem Reiseziel erzählte. Der bezaubernde Flecken in Pommern, westlich von Danzig, ist Pommerns bestgehütetes Geheimnis und noch ein echter Polen Geheimtipp. Nach drei spannenden, aber anstrengenden Tagen auf Städtetrip in Danzig genoss drei herrliche Sommertage in der „Kaschubischen Schweiz“ – eine Landidylle mit Seen und Wäldern, die perfekt zum Entschleunigen ist. Die Zugabe: ein Ausflug zur „polnische Sahara“ an der Ostsee.

Wo liegt die Kaschubei?

Das Herz der Kaschubei liegt rund eine Autostunde westlich von Danzig – eine Region, die jedoch nicht eindeutig begrenzt ist. Kaschubischer Landschaftspark oder auch „Kaschubische Schweiz“ nennt man die Seenplatte im Zentrum der Region. Aber auch ein Stück Ostseeküste inklusive dem Slowinzischen Nationalpark mit seinen grandiosen Wanderdünen gehört zur Kaschubei.

Und wer sind die Kaschuben?

„Für die Polen sind die Kaschuben nicht polnisch genug, für die Deutschen nicht deutsch genug.“ (Günter Grass, Die Blechtrommel)

Die Kaschuben sind eine westslawische Volksgruppe mit eigener Kultur und Sprache. Wenn du die „Blechtrommel“ von Günter Grass, die in Danzig spielt, gelesen oder die Verfilmung gesehen hast, erinnerst du dich vielleicht an Oskars Großmutter Anna Bronski. Unter ihren ausladenden Röcken suchte Oskar, der Blechtrommler, öfter mal Schutz. Die Großmutter war waschechte Kaschubin und Oskar – Sohn einer kaschubischen Mutter und eines polnischen Vaters – entsprechend Halb-Kaschube. Ihre Kultur hegen und pflegen die Kaschuben bis heute, und die Sprache – unterdrückt in sozialistischer Zeit – erlebt seit Jahren ein Revival.

Mein Quartier in der Kaschubischen Schweiz: Stare Gospodarstwo

Wichtiger als bei einem Städtetrip ist bei einem Landurlaub das Quartier, finde ich. Schließlich verbringst du dort vermutlich relativ viel Zeit. Ich landete einen Volltreffer mit meiner Unterkunft, dem Stare Gospodarstwo in Pierszczewko. Der kleine ländliche Unterkunft liegt super idyllisch ganz in der Nähe des Ostrzyckie-Sees. Kasia, die Gastgeberin, hatte lange ein Familienunternehmen geleitet. Als ihre Söhne dies vor einigen Jahren übernahmen, erfüllte sie sich einen Traum und kaufte ein Bauernhaus mit riesigem Grundstück.


Aus der Scheune wurden vier gemütliche Gästezimmer und ein Gemeinschaftsraum. Im Garten baut Kasia, die leidenschaftliche Gastgeberin ist, Obst, Gemüse und Kräuter an. Die Gäste können im Liegestuhl, in der Hollywoodschaukel oder der Hängematte zur Ruhe kommen und dem Vogelkonzert lauschen. Für die Tage, wenn das Wetter nicht mitspielt, gibt es ein Glashaus, von dem aus du den Garten auch bei Regen genießen kannst. Der Hit am Abend: ein Bad im Hot Tub unter dem Sternenzelt. Unglaublich entspannend!


Der Hammer aber ist das Frühstück, das kein bisschen 0815 ist. Alles ist selbst gemacht mit frischen, gesunden Produkten. Es passten gar nicht alle Gerichte aufs Fotos, weil Kasia immer wieder neue Köstlichkeiten servierte. Auch die Nachspeisen von Obstgelee bis Käsekuchen im Glas waren Weltklasse. Noch dazu wunderhübsch angerichtet.

Frühstückstisch mit lauter Speisen in bunten Farben
Das wunderbare Frühstück im Stare Gospodarstwo

Restauranttipp: Im Stare Gospodarstwo wird kein Abendessen serviert, aber nach einem kleinen Spaziergang erreichst du das Lokal Gościniec Malinówka, wo die hausgemachten Pierogi (Maultaschen auf polnische Art) mit Kartoffelfüllung köstlich schmeckten. Nebenan gibt es auch einen kleinen Supermarkt.

Aktiv entspannen in der Kaschubei

Auf einem kurzen Spaziergang erreichst du vom Stare Gospodarstwo den Ostrzyckie-See, wo du baden und schon Kanus für deine Spritztour bereitliegen. Er ist durch einen Kanal mit dem Patulskie-See verbunden, sodass auch längere Ausflüge möglich sind. An Seen herrscht in der Region sowieso kein Mangel.


Auch Fahrräder bietet Kasia ihren Gästen an. Mit denen erreichst du zum Beispiel den Wieżyca (Turmberg)“, den höchsten Berg im nördlichen Polen. Er ist ganze 331 Meter hoch – die „Besteigung“ deshalb ein gemütlicher Spaziergang durch den Buchenwald. Auf dem Gipfel sorgt ein 35 Meter hoher Aussichtsturm für Weitblick über die halbe Kaschubei.

Es gibt in der fahrradfreundlichen Region noch viele andere attraktive Ziele. Vorschläge findest du auf der Infoseite der Region.

Lohnende Ziele für Tagesausflüge in der Kaschubei

So schön meine Unterkunft und die nähere Umgebung waren, ein bisschen wollte ich natürlich vom Kaschubischen Landschaftspark kennenlernen. Auf kleinen Ausflügen gab es erstaunlich viel zu entdecken.

Steinkreise von Węsiory

Ein magischer Ort ist der Wald von Węsiory bei Bytow mit seinen prähistorischen Steinsetzungen: Steinkreise, Steinfelder und Hügelgräber, die mit Hinkelsteinen markiert sind. Ein Mini-Stonehenge, das der germanische Stamm der Goten wohl vor rund 2000 Jahren anlegte. Doch anders als beim berühmten Steinkreis in England hast du die Steine von Wesiory meist für dich allein. Und schon allein der Spaziergang durch den duftenden Kiefernwald bis zum Dlugie-See ist ein Genuss.

Aussichtsturm mit Seeblick

Wdzydze heißt der größte See der Region, an dessen Ufer ich im Dorf Wdzydze Kiszewskie noch einmal hoch hinauf stieg. Herrlich, der Blick auf den See inmitten von dichten Wäldern! Kleine Häfen mit Segelbooten, ein paar Kanuten, die dahinglitten. Ein wunderbar friedliches Bild.

Kaschubisches Freilichtmuseum Wdzydze Kiszewskie

Fast nebenan liegt das Freilichtmuseum Wdzydze Kiszewskie, in dem man seit 1906 bereits Windmühlen, eine Dorfschule, Wirtschaftsgebäude, Wohnhäuser und Kirchen aus vergangenen Jahrhunderten sammelte. Darunter herrschaftliche Anwesen mit eleganten Wohnräumen, aber auch einfache Bauernhäuser mit Alltagsküche und guter Stube für Festtage. Überall sieht es aus, als wären die Besucher gerade zum Kirchgang aufgebrochen. Das Strickzeug liegt noch auf der Bank, ein Stück Käse steht auf dem Tisch und das Matrosenjäckchen für den kleinen Sohn hängt an der Garderobe.


Besonders gut gefiel mir das Schulhaus, in dem Schulklassen eine Kaschubisch-Stunde buchen können. Ein Angebot, das eifrig genutzt wird. Denn die Sprache der Kaschuben wird als Fremdsprache wieder an Schulen gelehrt.


In einem der Fachwerk-Bauernhäuser gibt es einen „native speaker“: Stefan, der Schauspieler werden möchte, hielt mir in fließendem Kaschubisch einen Vortrag über die Besonderheiten der Sprache. Auch wenn ich kein Wort verstand – die Sprachmelodie gefiel mir.


Unbedingt sehenswert: die von außen schlichte Holzkirche. Der Innenraum mit seinen vielen kleinen Details ist ein Schmuckstück! Volkskunst vom Feinsten.

Kaschubisches Freilichtmuseum: Reiche Ausstattung in einer Landkirche
Holzkirche im Freilichtmuseum Wdzydze Kiszewskie mit Volkskunst

Restauranttipp: Nach dem Besuch im Museum bist du bestimmt hungrig. Statt im Lokal des Museums zu essen, folgte ich der Empfehlung meiner Gastgeberin. In der Bar Drewutnia in Olpuch (5 Minuten vom Museum entfernt) serviert eine kaschubische Familie allerfeinsten Seefisch, den du auf Holzbänken im Wald verzehrst. Für eine riesige Forelle mit Beilagen habe ich umgerechnet 12,50 Euro gezahlt.

Ausflug an die Küste

Neben den „Wald-Kaschuben“ gibt es die „Wasser-Kaschuben“, die an der Ostseeküste leben. Weil ich unbedingt die berühmten Wanderdünen im Slowinzischen Nationalpark sehen wollte, führte mein längster Ausflug nach Łeba, zum Ausgangspunkt für den Besuch der Sandberge. 1,5 Stunden war ich vom Stare Gospodarstwo unterwegs. Absolut machbar als Tagesausflug, beim nächsten Mal würde ich allerdings eine Übernachtung an der Küste einplanen, um die Morgen- und Abendstimmung am Meer zu genießen.

Łeba – Kaschubiens Seebad an der Ostsee

Zu Fuß streifte ich die Ostseeküste, nach Westen marschierend, ab. Ich entschloss mich zuletzt, in Leba mein Standquartier zu errichten. (Max Pechstein, 1881–1955)

Schon im 19. Jahrhundert verwandelte sich der Fischerort Łeba, der bis 1945 zu Deutschland gehörte, in ein Seebad, in dem sich bald die feine Gesellschaft tummelte. Zu den Prominenten, die sich hier zeitweise niederließen, gehörte Anfang der 1920er-Jahre der Expressionist Max Pechstein (1881–1955). Er heiratete eine Gastwirtstochter aus Łeba und schuf hier einige bekannte Werke wie das Gemälde „Zwei Kutter im Hafen von Łeba“ (1922). Nach wie vor gehört Łebas Strand zu den beliebtesten an der Ostsee. Kein Wunder: Er ist lang und breit und der Sand puderzuckerfein.

Seit seiner Gründung musste Łeba mit Sturmfluten und den Wanderdünen des heutigen Nationalparks (siehe unten) kämpfen. Im 16. Jahrhundert, nachdem das Meer wieder einmal gewütet hatte, baute man Łeba vier Kilometer östlich wieder auf. Alt-Łeba liegt unter Sandbergen begraben. Nett anzuschauen sind im Ferienort der kleine Fischerhafen am Kanal mit Lokalen zu beiden Seiten des Ufers und die Marina, an der bald das Seefahrtsmuseum eröffnen soll.


Direkt hinter den Dünen entstand 1907 ein Kurhaus oder eher ein Kurschlösschen, das als Hotel Neptun auch heute wieder eine feine Adresse ist. Vielleicht würde ich mir beim nächsten Mal eine Übernachtung hier gönnen. Aber auch Kaffee und Kuchen in der verglasten Veranda mit Blick auf Strand und Meer waren herrlich.

Ein schlossähnliches Hotel am Sandstrand
Blick auf den Sandstrand von Leba
Łeba: Hotel Neptun, das ehemalige Kurhaus, und Blick auf den Ostseestrand

Slowinzischer Nationalpark – die größte Sandkiste der Ostsee

Łeba ist auch Ausgangspunkt für einen Abstecher in die „Polnische Sahara“, wie man die Wanderdünen westlich des Ortes nennt. Seit 1967 bereits bilden sie das Herz des Slowinzischen Nationalparks mit einer beträchtlichen Fläche von 18.000 Hektar. Vom Parkplatz aus hast du zwei Möglichkeiten die 5 Kilometer bis zum Eingang des Nationalparks zurückzulegen: auf einer Wanderung durch den Küstenwald oder mit einem Elektrozug. Alternativ kannst du in Łeba ein Fahrrad mieten.

Dann beginnt der Aufstieg der – wie bei allen Sandbergen der Welt – Schwerstarbeit ist. Doch es lohnt sich unbedingt. Der Blick zur Ostsee auf der einen Seite und auf die Küstenseen Łebsko und Gardno, die Paradiese für Birdwatcher sind, ist herrlich.

Riesige Wanderdünen und wandernde Menschen
Wanderdünen im Slowinzischen Nationalpark

Reisetipps für deinen Aufenthalt in der Kaschubei

Anreise in die Kaschubei

Urlaub in der Kaschubei lässt sich perfekt mit ein paar Tagen in Danzig verbinden. Es gibt Züge ab Danzig zu einigen Orten im Landesinneren, und auch die Ostseeküste kannst du per Zug erreichen. Aber wenn du Ausflüge unternehmen möchtest, bist du mit dem Mietwagen eindeutig flexibler. Nach meinem Aufenthalt in Danzig habe ich am Flughafen einen Wagen gemietet und war in einer Stunde an meinem Urlaubsort.

Unterkunft in der Kaschubei

Große Hotels suchst du in der Kaschubischen Schweiz vergeblich, sie würden einfach nicht zum Charakter der Landschaft passen. Mehrheitlich wohnt man in ländlichen Gästehäusern, die gemütliches Ambiente und persönliche Betreuung vereinen – wie das Stare Gospodarstwo. Falls es ausgebucht ist, hier ein paar weitere Empfehlungen.

  • Für Gourmets: Die Kania Lodge betreiben ein Neuseeländer und seine polnische Frau. Berühmt sind vor allem die Lammgerichte im Restaurant und der riesige Weinkeller.
  • Für Angler: Gleich drei Fischteiche gehören zum sympathischen Stare Polaszki 13.
  • In Meernähe: Ein familienfreundliches Gästehaus, in dem Tirol auf die Kaschubei trifft, ist Agroturystyka Mirabelka.

Verständigung in der Kaschubei

In den Unterkünften sind in der Regel Englischkenntnisse vorhanden, aber schon in den Restaurants wird oft nur Polnisch gesprochen, sodass eine Übersetzungs-App hilfreich ist.

Kosten für den Urlaub in der Kaschubei

Polen gehört zur EU, aber nicht zum Euro-Raum. Man zahlt mit Zloty. Bargeld habe ich nicht gebraucht, denn in jedem noch so kleinen Laden oder Café konnte ich mit Karte zahlen. Die Doppelzimmer im Stare Gospodarstwo kosten inklusive des großartigen Frühstücks und Nutzung von Garten, Fahrrädern und Kanus je nach Größe des Zimmers ab 420 zł (circa 98 Euro). Für ein Hauptgericht im Restaurant habe ich umgerechnet zwischen 10 und 15 Euro bezahlt. Für Besucher aus den DACH-Staaten also noch eine günstige Reiseregion.

Offenlegung: Der Artikel entstand in Kooperation mit dem Polnischen Fremdenverkehrsamt in Berlin und der Pommerschen Regionalen Tourismusorganisation. In meiner Berichterstattung war ich frei, und meine Meinung ist und bleibt sowieso meine eigene. Unter www.polen.travel findest du viele weitere Informationen über Reisen nach Polen. Weitere Informationen über Danzig, die Dreistadt und die Region Pommern gibt es unter www.pomorskie.travel.

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