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Städtereisen / Estland / Europa

Hanse & Hipster – Tallinn Sehenswürdigkeiten und Reisetipps

Blick auf die Altstadt von Tallinn mit ihren Türmen. Dahinter das Meer.

Dass die Altstadt von Tallinn sehenswert ist, ahnte ich ja. Sonst hätte ihr die UNESCO kaum das begehrte Welterbeprädikat verliehen. Die Hanse prägte über 400 Jahre lang Handel und Politik im Nord- und Ostseeraum mit Tallinn als wichtigem Handelshafen, daran erinnert die Altstadt noch heute. Ein Schatzkästchen des Mittelalters. Dass Tallinn auch eine Stadt mit viel spannender Gegenwart ist, war eine Überraschung. Die estnische Hauptstadt (430.000 Einwohner) – Auftakt und Schlusspunkt meines Roadtrips durch Estland – ist definitiv ein tolles Ziel für einen Städtetrip. Hier habe ich alle Tallinn Sehenswürdigkeiten zusammengetragen und ergänzt durch Reisetipps rund um Anreise und Aufenthalt in Tallinn und ein paar kulinarische Empfehlungen. Hier geht es zu weiteren attraktiven Städtezielen in der zweiten Reihe.

Wie viele Tage für Tallinn einplanen?

Schon an zwei Tagen in Tallinn kannst du viel sehen und erleben. Drei Tage finde ich ideal. Wenn du keine Estland-Rundreise planst, ist ein Busausflug in den Laheema-Nationalpark eine tolle Ergänzung. Oder du nimmst die Fähre Tallinn-Helsinki (siehe unten) und kombinierst Tallin mit einem Städtetrip nach Helsinki.

Vorschlag für 3 Tage Städtetrip Tallinn

Tag 1
Nachmittag: Altstadt und Aussichtsturm
Tag 2
Vormittag: Domberg
Nachmittag und Abend: Kalamaja, Kreativquartier Telliskivi und Sonnenuntergang an der Linnahall
Tag 3
Vormittags: Rotermann-Viertel und Kadriorg oder Meeresmuseum
Zusatztag
Ausflug in den Laheema-Nationalpark oder mit der Fähre nach Helsinki

Die beste Reisezeit für Tallinn

Das Klima in Estland ähnelt dem skandinavischen. Die Winter sind kalt und dunkel, im Sommer sind die Tage lang, die Temperaturen sind mild. Am wärmsten wird es in der Regel im Juli, aber tropische Hitze musst du auch dann nicht befürchten. Regnen kann es immer. Ich war Mitte/Ende Mai unterwegs und hatte Regen und Sonnenschein. Die beste Reisezeit für einen Städtetrip nach Tallinn ist sicher zwischen Mai und September, aber auch der Winter hat seine Fans. Der Weihnachtsmarkt in Tallinn heimste Preise ein, und knackig kalte Wintertage haben einen ganz eigenen Reiz.

Hotels in Tallinn

Ich habe in Tallinn in zwei Hotels unterschiedlichen Hotels gewohnt. Zum Auftakt meiner Estlandreise habe ich zwei Nächte im Hotel Nunne* verbracht, einem schicken Boutique-Hotel in historischen Räumen am Rande der Altstadt, unweit vom Kreativviertel Telliskivi. Das Zimmer war großzügig, das Frühstück vom Feinsten. Ich habe mich rundum wohlgefühlt.


Zum Abschluss meiner Estlandreise habe ich mich noch für zwei Nächte im City Box Tallinn* einquartiert. Ein modernes Hotel vom Typ „praktisch, quadratisch, gut“. Das Einzelzimmer war winzig, und statt einer Rezeption gab es Check-in-Automaten. Dafür waren die Gemeinschaftsflächen sehr nett. Die City Box liegt gegenüber vom Rotermann-Viertel, nur wenige Minuten von der Altstadt entfernt.

Zwei Hotels, die unterschiedlicher nicht hätten sein können und die ich doch beide empfehlen kann.

Tallinn Sehenswürdigkeiten: Altstadt/Unterstadt

Seit 1997 ist die Altstadt von Tallinn mit Unterstadt und Domberg UNESCO-Weltkulturerbe – sehr verdient, denn das historische Zentrum ist ein Schatzkästchen. Gute Schuhe anziehen – Kopfsteinpflastergassen! –, dann kann’s losgehen. Bis 1918 hieß die estnische Hauptstadt übrigens Reval, und Deutsche – der Hansebund und der Deutsche Orden – prägten die Altstadt. Dann kamen die Russen. Seit der „Singenden Revolution“ von 1991 ist man unabhängig und möchte es auch bleiben. Mehr zur Geschichte Estlands findest du – kurz und knackig – hier. Die Bedrohung durch den Nachbarn im Osten ist allgegenwärtig. Die (geschlossene) russische Botschaft ist seit Beginn des Ukraine-Kriegs ein Ort des Protests.

Sympathiekundgebung mit vielen Transparenten und Flaggen für die Ukraine vor der russischen Botschaft

Die besten Stadtführungen in Tallinn

Für den ersten Tag in einer fremden Stadt buche ich gern eine Führung, so bekomme ich Orientierung und Ideen Erkundungen in Eigenregie. Private Stadtführungen in Tallinn* sind bezahlbar und toll, weil du das Programm bestimmen kannst. Auch prima, weil der Radius größter ist: eine geführte Fahrradtour durch Tallinn*. Und wenn du einen Tag übrig hast, aber keine Estland-Rundreise geplant ist, ist ein Ausflug in den Laheema-Nationalpark* mit Mooren, Küsten und Gutshöfen eine gute Idee.

Sehr beeindruckend: Die Stadtmauer von Tallinn, die die Unterstadt umringt, ist heute eine der größten und am besten erhaltenen mittelalterlichen Festungsanlagen Europas. 26 von einst mehr als 40 Türmen mit ihren roten Zipfelmützen blieben erhalten und einige davon kannst du auch besichtigen. Den besten Fotoblick hast du vom Platz der Türme, der eigentlich kein Platz, sondern ein Grünstreifen ist. Dank der gewaltigen Stadtmauer galt Tallinn im Mittelalter als uneinnehmbar.


Im Herzen der Unterstadt, wo im Mittelalter Händler und Handwerker lebten, liegt der Rathausplatz. Hier wird seit Jahrhunderten gehandelt und gefeiert. Zumindest am frühen Morgen, wenn kaum Touristen unterwegs sind, brauchst du wenig Fantasie, um dir die Karren der Händler vorzustellen, die einst vom Hafen in die Innenstadt holperten. Fleißig gehandelt wird heute vor allen in der Weihnachtszeit, wenn es hier auf dem preisgekrönten Weihnachtsmarkt nach Glühwein und Lebkuchen duftet. Zwei Gebäude zumindest verdienen am Platz einen genaueren Blick: das einzige erhaltene gotische Rathaus im Baltikum (1402), das bei meinem Besuch leider eingerüstet war, und die Ratsapotheke an der Nordostseite des Rathausplatzes. Dort werden seit 1422 bereits Pillen und Tinkturen verkauft.


Vom Rathausplatz lässt du dich am besten durch die Altstadt treiben, die ihr Gesicht zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert erhielt. Schmale Gassen, mittelalterliche Lagerhäuser, kunstvolle Portale, Durchgänge und Innenhöfe warten darauf entdeckt zu werden. Von den Kirchen der Unterstadt beeindruckte mich die Olaikirche am meisten – nicht nur wegen des Ausblicks vom Turm (siehe Aussichtspunkte). Sie war im 16. und frühen 17. Jahrhundert das höchste Gebäude der Welt: Der Turm bohrte sich damals ungeheure 159 Meter in den Himmel. Der Teufel muss am Werk gewesen sein, denn die Baumeister der Moderne schafften beim Wiederaufbau nach einem Brand nur 124 Meter. Damit ist der Kirchturm dennoch einer der zwanzig höchsten weltweit.

Kulinarische Tipps in der Altstadt

  • Lust auf Süßes? In der Nähe des Rathausplatzes liegt das älteste Kaffeehaus der Stadt: Café Maiasmokk („Leckermaul“). Seit 1864 gibt es hier feine Backwaren und Marzipan, das eine Tallinner Spezialität ist. Im Nebenraum des Kaffeehauses kannst du beim Bemalen von Marzipan zuschauen.
  • Lieber etwas Deftiges? Im Olde Hanse gibt’s – in entsprechendem Ambiente – Mittelalterküche. Wirklich nett gemacht. Wenn du gerne Fleisch isst, bist du hier richtig. Das Alternativen mit Fisch und Gemüse fand ich okay, aber nicht überwältigend.
  • Mein Favorit: Die Lee Brasserie liegt schon mal traumhaft in einem versteckten Garten in der Altstadt, das Restaurant selbst ist verspielt-elegant. Auf den Tisch kommt verfeinerte Bistro-Küche mit besten Zutaten. Die Sauerteig-Waffeln mit Forellenkaviar, der Fisch, das Spargel-Risotto – alles war köstlich.

Ein Shoppingtipp in der Altstadt: Katariina Gilde

Der Katharinengang ist an sich schon fotogen, sehr besonders aber sind die Ateliers und Galerien der Katariina Gilde, die hier eingezogen sind. Wie Kaufleute im Mittelalter schlossen sich acht Kunsthandwerkerinnen zu einer Gilde zusammen, präsentieren sich selbstbewusst und laden zum Besuch in ihre Werkstätten ein, wo du hochwertige Mitbringsel aus Glas, Keramik, Leder sowie Hüte und Schmuck erstehen kannst.

Tallinn – beste Aussichtspunkte

Es gibt einige tolle Aussichtspunkte in der Altstadt. Der erste Foto entstand auf der Patkulschen Aussichtsplattform am Ende der Patkulsche Treppe, die Unterstadt und Domberg verbindet. Du hast die Stadtmauer, einige der Türme der Stadtmauer bestens im Blick und sogar die Ostsee blitzt im Hintergrund auf.

Andere Perspektiven bekommst du vom Turm des Niguliste-Museums (siehe Museen). Mein Liebligsaussichtspunkt aber war die war der Turm der Olaikirche mit Weitblick über das alte und das neue Tallinn bis zum Hafen. Die Stiege ist eng, steil und endlos (232 Treppenstufen!), aber die 5 Euro für die Turmbesteigung sind gut investiert. Faszinierend wie die roten Dächer der Altstadt mit der Skyline des 21. Jahrhunderts verschmelzen!

Blick auf die Altstadt von Tallinn mit ihren Türmen. Dahinter das Meer.
Blick auf die Altstadt von Tallinn mit ihren Türmen.
Unterschiedliche Perspektiven von Tallinn von der Olaikirche

Sehenswerte Museen in Tallinn

  • Niguliste Museum. Die Kirche spendierten westfälische Kaufleute im 13. Jahrhundert. Geweiht wurde sie Nikolaus, dem Schutzpatron der Kaufleute und Seefahrer. Heute ein Museum, das Kirchenkunst in ihrem historischen Kontext zeigt. Das berühmteste Kunstwerk: ein Fragment des Gemäldes Totentanz, das der Lübecker Künstler Bernt Notke schuf. Ein gläserner Aufzug bringt Besucher in den Kirchturm, wo ein 360-Grad-Blick über die Stadt wartet. In der Altstadt.

  • Kunstmuseum Kadriorg Die einstige Sommerresidenz von Zar Peter I. zeigt in ihren barocken Sälen heute eine Sammlung westeuropäischer und russischer Kunst. Im Viertel Kadriorg (siehe unten)
  • Kunstmuseum Kumu. Seit 2006 präsentiert die Dauerausstellung im futuristischen Bau des Finnen Pekka Vapaavuori estnische Kunst vom Anfang des 18. Jahrhunderts bis zum Jahr 1991. Ein kultureller Hotspot in der Hauptstadt mit spannenden Veranstaltungen. Im Viertel Kadriorg (siehe unten).
Moderner Museumsbau
Das moderne Kunstmuseum KUMU
  • Fotografiska Tallinn. Hervorragendes Fotografie-Museum in der Telliskivi Creative City (siehe unten)
  • PoCo – Pop-Art Museum. Warhol, Banksy, Koons, Lichtenstein, Haring, Hirst, Hockney und andere große Namen sind hier vertreten.
  • Estnisches Meeresmuseum Im historischen Wasserflugzeug-Hangar des Tallinner Seeflughafens aus der Zarenzeit kannst du ein U-Boot, einen 100 Jahre alten Eisbrecher, ein Wasserflugzeug und noch viel mehr entdecken. Animativ und familienfreundlich. Im Port Noblessner (siehe unten).
Blick ins Meeresmuseum mit einem U-Boot
Blick ins Meeresmuseum

Tallinn Sehenswürdigkeiten: Altstadt/Domberg

Auf den Domberg bin ich noch vor dem Frühstück gestiegen, bevor das Leben dort erwachte. Die Stimmung war sehr besonders. Die mächtige weiße Domkirche liegt im Zentrum des Dombergs, wo lange die meist deutsche Oberschicht lebte. Im 13. Jahrhundert bereits wurde in der heute lutherischen Kirche für die deutschen Ritter die Messe gelesen. Sie steht in der Besuchergunst ein bisschen im Schatten der orthodoxen Alexander-Newski-Kathedrale aus dem späten 19. Jahrhundert, die mit ihren markanten Kuppeln tatsächlich sehr fotogen ist.


Gegenüber von der orthodoxen Kirche liegt das Tallinner Schloss ganz in Rosa. Die Ritter des Deutschen Ordens bauten hier einst eine Ordensburg, die Katharina die Große in eine Barockschloss umbauen ließ. Heute tagt hier das estnische Parlament. Ringsum lauter pastellfarbene Häuser, die hübsche Fotomotive sind.

Tallinn Sehenswürdigkeiten: Kalamaja – traditionell und trendy

Direkt hinter der Stadtmauer erstreckt sich im Westen der Stadt das In-Viertel Kalamaja mit seinen traditionellen bunten Holzhäusern. Es entwickelte sich im Mittelalter als Tallinner Vorstadt außerhalb der Stadtmauern, die Bewohner waren meist Fischer oder Hafenarbeiter. Mit der Industrialisierung entstanden die klassischen Arbeiterhäuser, in denen nach dem 2. Weltkrieg niemand mehr wohnen wollte, weil der Wohnstandard in den Plattenbausiedlungen deutlich besser war. In den 1990ern zogen Studenten und junge Familien in die billigen Wohnungen ein. Heute ist Kalamaja längst durchgentrifiziert und Lieblingswohnviertel der kreativen Szene Tallinns.


Hinter dem baltischen Bahnhof (Balti Jaam) liegt die Markthalle Baati Jaama Turg mit Essensständen auf mehreren Etagen, wo Händler Feinkost von Käse bis zu Gewürzen und Köstlichkeiten aus aller Welt von Veggie-Burger bis Ramen anbieten. Im obersten Stockwerk gibt es aber auch Kleidung und Antiquitäten.

Telliskivi Creative City: das Hipster-Viertel

Zu Kalamaja gehört auch das einstige Industrieviertel, das als Telliskivi Creative City wieder auferstand. In die Backsteingebäude der Fabrikhallen zogen Start-Ups und Ateliers von Kunsthandwerkern und Designern ein. Ein alternatives Shopping-Paradies. Ein großes Thema in allen Sparten: Recycling. Außerdem gibt’s hippe Cafés und Bars, ein paar Museen wie das sehr coole Fotografiemuseum (Fotografiska Tallinn). Dazu Street Art und Open-Air-Galerien, die jeder bestücken kann, wie überhaupt das Mitmachen hier sehr erwünscht ist.

Mural an Backsteinmauer, das einen Mann mit Selfiestick und ein Skelett zeigt
Sehenswürdigkeiten Tallinn: Kreativviertel Telliskivi mit Murals und Fotografiemuseum

Unzählige kulturelle Veranstaltungen gibt es in Telliskivi rund ums Jahr: Konzerte, Ausstellungen und am Wochenende Flohmärkte. Am besten wirfst du vor einem Städtetrip einen Blick ins Programm. Der Stadtteil erinnerte mich ein bisschen an die hippen Ecken von Tbilisi (Tiflis), der Hauptstadt Georgiens.

Kulinarische Tipps in Telliskivi

Es gibt jede Menge nette Lokale in Telliskivi – Restaurants mit internationaler Küche, eine Brauerei, viele nette Cafés, in denen von morgens bis abends Freiberufler mit ihren Laptops hocken. Mir gefiel besonders das Fotografiska Cafe (Mo–Sa 9–20, So 9–18 Uhr) im Fotografiemuseum mit einer tollen Auswahl an süßen und pikanten Kleinigkeiten. Im Sommer mit Tischen im Hinterhof. Im gleichen Haus gibt es auch das Fine-Dining-Restaurant 6th Floor mit Rooftop-Bar, das schon seit ein paar Jahren in Folge mit dem grünen Michelinstern ausgezeichnet wurde. An heißen Tagen ein Muss: ein Eis bei La Muu.

Spaziergang zwischen Lost Places, Subkultur und schicker Hafencity

Lust auf einen längeren Spaziergang zwischen den ganz unterschiedlichen Welten Tallinns? Unterwegs kannst du Lost Places entdecken, in Tallinns Subkultur eintauchen, ein tolles Museum besuchen und landest schließlich in einem angesagten neuen Viertel am Wasser. Es geht los an der Linnahall, erbaut als Stadthalle zur Olympiade 1980 in Moskau, als man in Tallinn die Segelwettbewerbe austrug. Heute ein Lost Place, der einen ganz eigenen Charme besitzt und ein beliebter Spot für den Sonnenuntergang ist. Du kannst dich auf eine Mauer hocken und den Fähren beim Einlaufen in den Hafen zuschauen. Auf der anderen Seite liegt der alte Fischereihafen, an dem samstags frischer Fisch verkauft wird.


Ein paar Schritte entfernt liegt das EKKM, ein von Künstlern geführtes Museum für zeitgenössische Kunst, das alles andere als Mainstream ist. Und gleich daneben ragt der Schornstein des ehemaligen Heizkraftwerks auf, das heute als Kultuurkatel Eventlocation ist.


Umrunden musst du dann bis auf Weiteres eine Baustelle: Das Pantarei-Fort war in russischer Zeit ein berüchtigtes Gefängnis, blieb auch nach der Unabhängigkeit Estlands Gefängnis bis 2002. Dann war es lange ein Lost Place, nur der Hof wurde zeitweise als Eventlocation genutzt. 2026 soll in einem Flügel der Anlage ein Museum eröffnen, das an die Opfer des Kommunismus erinnert.

Blick auf ehemaliges russisches Gefängnis am Meer, dahinter der Hafen
Ehemaliges Pantarei-Gefängnis

Dann kommst du am ehemaligen Hafen für Wasserflugzeuge mit dem großartigen Estnischen Meeresmuseum vorbei (siehe Museen), das zur Besichtigung einlädt und gelangst schließlich nach Port Noblessner. Das neue Viertel am Wasser entstand dort, wo im zaristischen Russland die wichtigste U-Boot-Werft lag. Es erinnert mich ein bisschen an die Hamburger Hafencity. Es gibt einen schicken Jachthafen, teure Apartmenthäuser, Museen und ein paar sehr gute Restaurants am Wasser. Überhaupt – anders als im restlichen Tallinn (abgesehen vom Fährhafen) spürst du hier, dass Tallinn am Meer liegt und kannst dir vorstellen, wie die Schiffe der Hanse hier einst schwer beladen vorbeifuhren. Schließlich war Tallinn wichtiger Knotenpunkt für den Handel zwischen Westeuropa und Russland.

Schiffsschraube im modernen Hafenviertel Port Noblessner
Schiffsschraube im Port Noblessner

Kulinarischer Tipp in Port Noblessner: Lore Bistroo. Im Sommer sitzt du draußen am Jachthafen, an kühleren Tagen drinnen am Kamin. Modern und stylisch.

Tallinn Sehenswürdigkeiten: Rotermann-Viertel, Spielplatz für Architekten

Die Innenstadt Tallinns ist längst nicht mehr die Altstadt, die ein Mittelaltermuseum ist und den Besuchern gehört. Das Alltagsleben Tallinns spielt sich in der modernen Innenstadt ab. Ein Teil davon zumindest lohnt einen Besuch: das Rotermann-Viertel. Der Charakter des Industrieviertels aus dem 19. Jahrhundert blieb, erhalten, aber drumherum durften sich Architekten austoben und Künstler sorgten für den Feinschliff. So wurde nach und nach aus einer düsteren Gegend zwischen Hafen und Altstadt ein belebtes Viertel mit schicken Läden, Hotels, Restaurants, aber auch großzügig angelegten Plätzen zum Chillen.

Tallinn Sehenswürdigkeiten: Kadriorg, Sommeridylle der Zaren

Der Stadtteil entstand im 19. Jahrhundert rund um das Sommerschloss, dass Zar Peter der Große nach der Eroberung Estlands hier 1718 bauen ließ. Schloss und Park widmete er seiner Frau Katharina. Daran erinnert der deutsche Name des Viertels: Katharinental. Als der Zar 1725 starb, war der Palast noch nicht vollendet und die Gattin reiste nie nach Tallinn. Doch die Nachkommen nutzten die Räumlichkeiten eifrig. Der Barockbau im italienischen Stil verströmt Eleganz und du kannst dir vorstellen, wie die vornehme Gesellschaft im Sommer hier ihre Fest feierte und im Park flanierte. Heute sind die hochherrschaftlichen Säle ein wunderbarer Rahmen für das Kunstmuseum Kadriorg.

Das barocke Schloss Kathearinenthal in Gelb und Rot
Sommerschloss der Zarenfamilie, heute Kunstmuseum Kadriorg

Ringsum liegt ein Park im englischen Stil, der zum Spazierengehen einlädt. Auf der Rückseite des Schlosses liegt der Amtssitz des estnischen Präsidenten. Im Viertel rund um den Park findest du noch viele historischen Holzhäuser. In Ines zog ein hübsches Gartenlokal ein: Mon Repos. Ebenfalls im viertel liegt seit 2006 das KUMU, das Museum für estnische Kunst (siehe Museen).

Kulinarischer Tipp in Kadriorg

Café Katharinenthal am Schwanenteich ist eine Institution. Es gibt gute Backwaren, aber auch warme Gerichte. Im Sommer sitzt du nett im Garten.

Top-Tipp: Tagesausflug mit der Fähre Tallinn–Helsinki

Fähren, die rund zwei Stunden unterwegs sind, verbinden Tallinn mehrmals in der Woche mit Helsinki. Eine tolle Möglichkeit eine weitere spannende Stadt kennenzulernen. Du musst nur entscheiden, ob dir ein Tagesausflug reicht oder du lieber eine Nacht in Helsinki verbringen möchtest. Ich bin mit Tallink gefahren und kann die Gesellschaft bestens empfehlen. Ich habe mir sogar die Business Class gegönnt wegen des tollen Buffets, das inklusive ist, und weil ich während der Überfahr in Ruhe arbeiten wollte. Aber auch die Plätze in der Economy sind prima, und ein Außendeck gibt es natürlich auch.

Wichtig: Wenn du eine bestimmte Uhrzeit im Kopf hast, solltest du unbedingt rechtzeitig verbuchen. Zum Fährticket von Tallinn nach Helsinki.

Blick auf den Fährhafen mit der Tallink

Reisetipps für deinen Städtetrip Tallinn

Anreise nach Tallin Tallinn erreichst du von Deutschland aus von einigen Städte direkt mit dem Flugzeug. Air Baltic beispielsweise fliegt ab München und Berlin. Du kannst von Helsinki beispielsweise aber auch prima mit der Fähre anreisen oder von Riga aus mit dem Bus.

Airporttransfer Der Flughafen von Tallinn ist überschaubar von der Größe und liegt erstaunlich stadtnah. Mit Uber kostet es keine 15 Euro bis in die Innenstadt, und auch andere Taxigesellschaften haben vergleichbare Preise. Noch ein bisschen günstiger ist die Fahrt mit der Tram (Linie 4) oder mit dem Bus (Linie 2). Die Tickets kosten nur 2 Euro, dafür musst du von den Haltestellen in der Altstadt (Viru oder Vabaduse Väljak) noch bis zu deinem Hotel laufen.

Hafentransfer Von den diversen Hafenterminals kostet ein Taxi in die Innenstadt 7–10 Euro.

Rumkommen in Tallinn Die Innenstadt kannst du problemlos zu Fuß erkunden, in weiter entfernte Viertel wie Kadriorg nimmst du die Trambahn. Der öffentliche Nahverkehr ist für alle Einwohner von Tallinn kostenlos, aber auch Besucher fahren günstig. Jede Fahrt kostet 2 € und die zahlst einfach mit der Kreditkarte.

Trambahn in rot und weiß

Geld Estland ist Euro-Land und kein billiges Reiseziel. Die Preise liegen jedoch noch leicht unter mitteleuropäischem Niveau.

Kommunikation Die Amtssprache ist Estnisch, das zur gleichen Sprachfamilie gehört wie Finnisch. Zumindest in der jungen Generation ist Englisch weit verbreitet. Kostenloses Internet ist ein Grundrecht in Estland, WLAN ist überall verfügbar. Da Estland zur EU gehört, gibt es außerdem keine Roaming-Gebühren bei Internetnutzung.

Reiseführer: »Tallinn«, Reise Know-How Verlag, 2025, € 24,90. Ein perfekter Begleiter für den Städtetrip Tallinn.

Cover eines Reiseführers zu Tallinn

Offenlegung: Ich habe Tallinn zum Teil im Rahmen einer Pressereise besucht und wurde zu zwei Übernachtungen eingeladen, die restlichen Übernachtungen habe ich selbst gezahlt. Ich war völlig frei in der Berichterstattung und empfehle sowieso grundsätzlich nur, was mir gefällt.

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