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Europa / Finnland

Mit dem Zug durch Finnland: Helsinki – Turku – Tampere

Zwei Reihen von gelben Holzhäusern

Laut World Happiness Report sind die Finnen die glücklichsten Menschen weltweit – 2025 bereits zum achten Mal in Folge. Erstaunlich. Die frühen Filme von Aki Kaurismäki, die ich als Studentin liebte, zeigten ausnahmslos sehr melancholische Finnen. Was ist das Geheimnis des neuen Glücks im hohen Norden Europas? Das wollte ich verstehen lernen. Ein Grund für meine Finnlandreise. Aber natürlich hatte ich auch Lust auf coole Städte mit nordischem Design, Seen und Schärenküsten – und wollte finnische Sauna in Finnland erleben.

Keine Lust hatte ich auf lange Autofahrten. So entstand die Idee, mit dem Zug durch Finnland zu reisen – umweltfreundlich und stressfrei. Außerdem ist Zugfahren in einem teuren Land wie Finnland erstaunlich günstig. Attraktive Preise für öffentliche Verkehrsmittel gehören zum grünen Lifestyle, auf den die Finnen stolz sind. Meine Stationen waren Helsinki, Turku und Tampere – drei spannende Städte im Süden Finnlands. In diesem Artikel verrate ich dir, was die drei Städte und ihre Umgebung zu bieten haben, wie du sie mit der Bahn verbinden kannst und wie du vor Ort mit Booten und/oder mit dem Fahrrad Wälder, Seen und Schärengarten ringsum erkunden kannst.

Mit dem Zug durch Finnland – Fahrpläne und Preise

Züge verbinden die drei Städte in Südfinnland mehrmals am Tag. Und sie sind erstaunlich preisgünstig – vor allem, wenn du ein paar Tage im Voraus buchst und bei der Reisezeit flexibel bist. Fahrplan und Buchung

  • Helsinki–Tampere (circa 2 Stunden; Fahrpreis ab 12 Euro)
  • Turku–Helsinki (circa 2 Stunden; Fahrpreis ab 9,90 Euro)
  • Tampere–Turku (2 Stunden; Fahrpreis ab 19,90 Euro).

Station 1, Helsinki: Architektur, Design und nordischer Lifestyle

Mit kaum 700.000 Einwohnern ist Helsinki im europäischen Hauptstadtvergleich sehr überschaubar, bietet aber einen perfekten Mix aus urbanem Lifestyle und Naturerlebnis. Die Stadt, 1550 gegründet, wuchs erst unter russischer Herrschaft (ab 1809) und wurde 1812 Hauptstadt des neu gegründeten russischen Großfürstentums Finnland. Im Anschluss erhielt Helsinki ein repräsentatives Zentrum nach dem Vorbild von Sankt Petersburg – den Senatsplatz mit einem klassizistischen Ensemble aus Dom, Senatsgebäude, Universität und Nationalbibliothek. Nicht weit davon glitzern die goldenen Türme der russisch-orthodoxen Uspenski-Kathedrale in der Sonne.

Weiterlesen: Ausführliche Tipps zu Sehenswürdigkeiten in Helsinki findest du in meinem Artikel 3 Tage in Helsinki.

Helsinki: die klassizistische Kathedrale im Abendlicht
Helsinki: die goldenen Kuppeln der orthodoxen Kathedrale
Der neoklassizistische Dom und die russisch-orthodoxe Uspenski-Kathedrale

Ich freute mich in Helsinki besonders auf nordische Architektur und nordisches Design – wie wahrscheinlich viele Besucher. Und wurde nicht enttäuscht. Die finnische Variante des Jugendstils, die Nationalromantik, prägt ganze Stadtviertel. Das bekannteste Werk ist sicher der Hauptbahnhof. Altmeister Alvar Aalto machte unter anderem mit der eleganten Finlandia-Halle Helsinki schon in den 1950er-Jahren zum Pilgerziel für Architekturfans. Im 21. Jahrhundert schenkten die Finnen ihrer Hauptstadt weitere Architekturikonen wie die Bibliothek Oodi, die Kunstmuseen Amos Rex und Kiasma und Kamppi, eine futuristische Holzkapelle. Design Made in Finland findest du im Design District Helsinki,

Helsinki: der futuristische Bau der Stadtbibliothek Oodi i

Unterwegs in Helsinki Ich bin sehr viel zu Fuß gelaufen, für längere Strecken habe ich die Trambahn (Tickets buchen) genommen. Wenn du viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bist, lohnt sich die Tageskarte (10 Euro). Wer außerdem mehrere Museen anschauen möchte, sollte über die Helsinki Card* nachdenken. Wenn du nur auf Stippvisite in Helsinki bist, empfehle ich dir eine Stadtrundfahrt mit dem Boot* zu den Highlights der Stadt oder die abendliche Schärenrundfahrt*.

Ausflug zur Festungsinsel Suomenlinna

Zum Gesamtkunstwerk Helsinki gehört das Meer, und mindestens einmal solltest du zu einer der vorgelagerten Schäreninseln schippern, um die Stadt aus anderer Perspektive zu erleben. Ein Klassiker: die Festungsinsel Suomenlinna, die seit Jahrzehnten UNESCO-Weltkulturerbe ist. Das Fährticket ist in den Tageskarten für den öffentlichen Nahverkehr inklusive.

Hoteltipps für Helsinki

Das Geheimnis des finnischen Glücks

Die Sache mit dem finnischen Glück hatte mich schon länger beschäftigt und meine journalistische Neugier geweckt. Neugierig habe ich alle Menschen, die ich traf, nach den Gründen fürs finnische Glück gefragt. Typisch finnisch bescheiden räumten alle ein, Glück klinge medienwirksam, sei aber zu hoch gegriffen. Es gehe mehr um Zufriedenheit, und die habe viele Bausteine.

Alexander Lembke, der in seinem früheren Leben Professor für Fotografie in Hamburg war, fand vor Jahren sein Glück als Saunaheizer in Rajaportti, der ältesten noch existierenden Sauna des Landes. Er fasste zusammen, was ich immer wieder zu hören bekam: Bausteine des finnischen Glücks sind Chancengleichheit, sozialer Zusammenhalt und eine rekordverdächtig niedrige Kriminalitätsrate. Dazu Naturnähe. Strände, Seen und Wälder gibt es tatsächlich im Überfluss in einem Land, in dem ganze 18 Menschen auf einem Quadratkilometer leben.

Das Tüpfelchen auf dem i des finnischen Glücks: die Saunakultur, die die UNESCO 2020 zum immateriellen Kulturerbe erklärte. Sauna ist für die Finnen nicht nur ein Ort zum Entspannen, sondern auch ein soziales Event für Familie oder Freunde. Mehr dazu demnächst in meinem Artikel zur Saunakultur in Finnland.

Station 2, Turku und Umgebung: Historienflair und Schärengarten

Turku (200.000 Einwohner), Finnlands älteste Stadt, liegt zwei Zugstunden von Helsinki entfernt im Südwesten Finnlands. Dort, wo der Fluss Aura in die Ostsee mündet. Der Hafen von Turku ist der zweitgrößte Finnlands und du kannst von dort mit der Silja Line oder der Viking Line nach Stockholm und auf die Åland Inseln fahren. Turku ist auch das Tor zum finnischen Schärengarten mit mehr als 20.000 Inseln und Inselchen.

Vom 13. bis zum frühen 19. Jahrhundert war die Stadt außerdem politisches, geistiges und kulturelles Zentrum Finnlands und trieb eifrig Handel mit Hansestädten wie Reval (heute Tallinn), Danzig und Lübeck. Turku war auch die erste Hauptstadt Finnlands. Erst als Finnland 1809 russisch wurde, ging die Hauptstadtwürde an Helsinki über, das näher an St. Petersburg lag.

Turku: Burg, Hafen und Forum Marinum

An die Anfänge Turkus erinnert heute noch die stattliche Burg aus dem späten 13. Jahrhundert, die die Mündung des Flusses Aura bewacht. Heute ist die Burg Sitz des Stadtmuseums.

Turku: Mittelalterliche Burg aus Bruchsteinen inmitten eines Parks
Die Burg von Turku aus dem 13. Jahrhundert

In der Nähe der Burg, die inmitten eines Parks liegt, liegt der Hafen und du kannst entlang der Hafenpromenade Schiffe gucken. Wer sich für die Seefahrt interessiert, sollte unbedingt im Seefahrtsmuseum Forum Marinum vorbeischauen. Das habe ich ausgelassen, aber auf meiner Fahrradtour nach Ruissalo (siehe unten) bin ich durchs Hafengelände geradelt und habe Atmosphäre geschnuppert.

Meeresmuseum mit einer stählernen Blüte davor
Forum Marinum im Hafen von Turku

Turku: die Altstadt an den Ufern der Aura

Das Zentrum Turkus liegt am Fluss Aura und entwickelte sich rund um den evangelisch-lutherischen Dom, die einzige mittelalterliche Kathedrale Finnlands. Sie ist wie eh und je das Herz der Stadt – vor allem in den Sommermonaten, wenn vor dem Hauptportal Pop-up-Restaurants aufgebaut werden.

Turku: Mittelalterliche Kathedrale mit parkenden Autos davor
Turku: Mittelalterliche Kathedrale mit Pop-up-Restaurants davor und Menschen mit Einkaufstaschen
Kathedrale von Turku mit Pop-up-Restaurants

Turku ist heute eine quirlige Studentenstadt mit reichlich summer vibes. An den Ufern der Aura spielt sich im Sommer das Leben ab. Dort liegen Cafés und Restaurants – einige auch in Schiffen, die im Flusshafen vor Anker liegen. Dort, wo es keine Brücken gibt, kommst du mit einer Fußgängerfähre von einem Ufer zum nächsten.

Mein Tipp: Wenn du Turku mal aus der Wasserperspektive erleben möchtest, kannst du ein Elektroboot mieten, ein Picknick einpacken und losdüsen.

Elektroboot auf dem Fluss
Mit Elektroboot unterwegs zum Picknick

Die eigentliche Innenstadt ist sehr überschaubar. Leider von Mittelalter keine Spur, denn ein Stadtbrand vernichtete 1827 die alte Bausubstanz. Aber auch die bunten Holzhäuser aus dem 19. Jahrhundert sind sehenswert.

gelbes Holzhaus mit Brunnen davor

Unbedingt solltest du einen Besuch in der hübschen Turun Kauppahalli, der Markthalle, einplanen. Es gibt viele Stände mit finnischen Spezialitäten, und du kannst günstig zu Mittag essen (siehe unten). Meine schönste Entdeckung aber war der versteckte Innenhof des Apothekenmuseums – eine finnische Idylle! – mit einem supersüßen Café (siehe unten).

Turku: Markthalle im Jugendstil
Die historische Markthalle von Turku

Mittagsküche in Turku

  • Dicke Empfehlung: die Lachssuppe in der Markthalle am Stand des Fischhändlers Herkkunuotta
  • Ein supersüßes nostalgisches Café, das sich im Hof des Apothekenmuseums versteckt: Cafe Qwensel

Turku: Freilichtmuseum Luostarinmäki

Ein einziger Stadtteil von Turku blieb vom Stadtbrand 1827 verschont, dort gibt das Freilichtmuseum Luostarinmäki heute noch einen Eindruck davon, wie man in den traditionellen Holzhäusern im 18. Jahrhundert lebte. Werkstätten und Ateliers ergänzen die Ausstellung.

dunkle Holzhäuser, die heute Teil eines Freilichtmuseums sind
Freilichtmuseum Luostarinmäki

Turku: Stadtteil Kakola

Ein neues Stadtviertel entstand, als das berühmt-berüchtigte Stadtgefängnis auf dem Kakola-Hügel 2007 verlegt wurde. In das Gefängnis zog das Boutiquehotel Kakola (siehe Hotels) ein, und in ehemaligen Zellen nächtigen heute Besucher sehr komfortabel. Ein paar Budget-Zimmer geben einen Eindruck von der Größe der einstigen Zellen. Ringsum entstand ein neues Wohnviertel mit dem Restaurant Kakolanrusso, in dem du vorzüglich essen kannst (siehe unten), einer sehr coolen Brauerei, in der es neben preisgekröntem Bier gute Pizzen gibt, sowie einem Spa.

finnland turku kokala hotel |

Turku: Fahrradtour Ruissalo auf dem Archipelago Trail

Nach der Citytour war Zeit für die Küste und den Schärengarten. Brücken und Fähren sorgen für ein komfortables Insel-Hopping mit dem Fahrrad auf dem Archipelago Trail. Das habe ich bei meiner Fahrradtour auf die Schäreninsel Ruissalo ausgetestet. Sie liegt direkt vor der Küste, ist rund 6 Kilometer lang und etwa 1 Kilometer breit und ein Stadtteil von Turku. Im Mittelalter lebten auf der Insel Fischer und Bauern, später der schwedische Gouverneur. Im 19. Jahrhundert bauten reiche Städter auf Ruissalo ihre Sommervillen. Heute ist die Insel Naherholungsgebiet und Ort für Events wie den Paavo-Nurmi-Marathon oder das Ruisrock-Festival, das zweitälteste Rockfestival der Welt.

Wie komme ich nach Ruissalo? Ich habe ein Fahrrad gemietet, mir die Route bei Google Maps heruntergeladen und los ging’s. Alternativ kommst du mit der Buslinie 8 vom Stadtzentrum nach Ruissalo, im Sommer auch mit dem Wasserbus, der nicht mehr kostet als das Busticket. Und natürlich kommst du mit dem Wasserbus inklusive Fahrrad auch zurück in die Stadt, wenn es später geworden ist.

finnland turku ruissalo karte |

Was kannst du auf Ruissalo machen und sehen? Zunächst ging es am Fluss entlang, durch das Hafengelände und über eine Brücke nach Ruissalo. Nach weniger als einer Stunde war ich mitten in der Natur. Es ging vorbei an Wiesen und Wäldern – darunter der größte Eichenwald Finnlands – und Sommervillen aus dem 19. Jahrhundert. Reine Idylle.

Es gibt einen Campingplatz, ein Spa-Hotel, den Ruissalo Boatyard, Spazierwege, Strände und nette Cafés. Im Mai, als ich unterwegs war, war noch nicht alles geöffnet. Es war aber sonnig, die Temperaturen waren angenehm und es herrschte kein Andrang. Kurz und gut: Ich hatte einen großartigen Nachmittag auf der Insel!

Wo kannst du auf Ruissalo einkehren? Es gibt ein paar bekannte Lokale wie Villa Saaro, wo es leckere Backwaren und mehr gibt, oder das rustikale Ausflugslokal Honkapirtti mit zwei Spezialitäten – Erbsensuppe und Pfannkuchen. Dazu ein paar Lokale am Boatyard, Mir gefielen eines der Pop-up-Cafés in Sommerhäusern besonders gut: Villa Kuuva. Die Lage am Wasser ist so wunderbar wie der Blaubeerkuchen.

Wo kannst du auf Ruissalo baden? Es gibt eine ganze Reihe von Buchten und Badeplätzen, aber nur einen Sandstrand (siehe Karte). Dort war an einem Sonntag im Mai noch nicht richtig viel los. Aber ein paar Familien picknickten und nutzen die Grillplätze. Und ganz Mutige stürzten sich nach dem Saunabesuch (Sauna gehört zum Beachlife in Finnland unbedingt dazu!) in die eiskalte Ostsee.

Schärenrundfahrt nach Naantali

Der Schärengarten mit seinen 20.000 Inseln und Inselchen – einige karg und felsig, andere dicht bewaldet – beginnt an der Mündung der Aura und ist der große Stolz der Einheimischen. Zu Recht! Ich habe eine Dinnercruise auf der guten alten Rudolfina durchs Inselreich mit Zwischenstopp in der Sommerstadt Naantali gemacht. Die Atmosphäre auf dem Schiff ist sympathisch nostalgisch, die Fahrt selbst bei herrlichem Wetter ein Träumchen.

Turku: das Ausflugsschiff Rudolfina im Hafen von Naantali
Schärenkreuzfahrt mit der Rudolfina

Unterwegs siehst du Sommerhaussiedlungen auf den größeren Inseln und winzige Hütten auf Felsinseln, Saunaboote und Segelboote. Und gendwann taucht der Hafen von Naantali auf. Dort ging die Rudolfina eine halbe Stunde vor Anker.

Turku, Schärengarten: im Vordergrund die finnische Flagge, im Hintergrund der Hafen von Turku
Turku, Schärengarten: Blick vom Schiff auf eine Siedlung mit bunten Holzhäusern auf einer Schäreninsel
Unterwegs in den Schären

Naantali hatte ich am Tag zuvor schon mit dem Bus angesteuert und ausführlich erkundet. Es war aber nett, das Städtchen während der Schärenrundfahrt noch einmal im Abendlicht genießen zu können. Ein kleiner, sonnenverwöhnter Ort, der sich zu Füßen der ehemaligen Klosterkirche entfaltet. Mit bunten Holzhäusern, hübschen Lokalen, einem Hafen, in dem kleine Boote schaukeln, und einer Spa-Tradition, die ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Hier hätte ich gern ein paar Urlaubstage verbracht.

Naantali: gelbe Holzhäuser
Naantali: gelbe Holzhäuser und eine Sonnensymbol über einem Eingang
Sommerstadt Naantali

Hotels in Turku und Naantali

  • Originell und keinesfalls beklemmend: Im Kakolo* schläfst du in einem ehemaligen Gefängnis – deutlich komfortabler als die früheren Bewohner.
  • Sehr finnisch: Das kleine Hotel Palo* in Naantali bietet nostalgischen Charme im Holzhaus.

Best of Nordic Cuisine in Südfinnland

Nachhaltigkeit ist auch in der neuen finnischen Küche Trumpf, die bevorzugt auf lokale und saisonale Zutaten setzt. Mit Gerichten, die gleichzeitig Augen und Gaumen schmeicheln.

  • Im Spis, Helsinki, gibt es Überraschungsmenüs mit vielen Gängen. Zeit mitbringen!
Mit Blüten dekorierter Fisch in einem Restaurant in Helsinki
  • Im Nolla, Helsinki, trifft das Zero-Waste-Konzept auf großes Geschmackserlebnis bei Gerichten wie Gans mit Haselnusssauce. 
  • Das Kakolanruusu, Turku, gehört zum Hotel im ehemaligen Gefängnis und serviert saisonale Küche. Im Frühling mit viel Spargel.
  • Das Viikinsaari, Tampere, ist ein wunderbares Sommerlokal auf der gleichnamigen Insel. Der Zander mit Meerrettich-Butter und Dill-Gnocchi war köstlich.
  • Das Periscope, Tampere, bietet neben der genialen Aussicht auch eine kreative Küche (Tipp von der Dessertkarte: Rhabarber und Lakritzsauce). Für einen Drink auf der Rooftop-Bar war es im Mai leider noch zu frisch.
Tampere: Restaurant Periscope mit elegante Einrichtung und Blick auf die Stadt

      

Station 3, Tampere und Umgebung: Sauna-Hauptstadt und Tor zum Reich der Seen

Im 20. Jahrhundert galt Tampere noch als das „Manchester des Nordens“ mit einer Stadt in der Stadt aus rotem Backstein – eine Baumwollfabrik, die der Schotte James Finlayson 1820 gegründet hatte. Lange vorbei! Längst sind in die ehemaligen Fabrikhallen Museen und Cafés eingezogen, und Tampere (241.000 Einwohner) ist eine attraktive Stadt mit viel Natur ringsum, die die Hitliste der beliebtesten Städte des Landes anführt. Sie liegt naturschön zwischen zwei Seen – Näsijärvi und Pyhäjärviist – und ist das Tor zur finnischen Seenplatte, aus der mehr als 180.000 Seen wie blaue Augen hervorlugen. Eine Region, die du mit dem Schiff, zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden kannst.

Tampere: Jugendstil-Dom

Meinen Stadtrundgang habe ich im evangelisch-lutherischen Dom von Tampere begonnen, der erst 120 Jahre alt ist. Er ist ein Werk der Nationalromanik, der finnischen Variante des Jugendstils. Beeindruckt haben mich vor allem die Fresken des finnischen Symbolisten Hugo Simberg wie „Der Garten des Todes“.

Tampere: Innenraum der Jugendstilkathedrale

Tampere: Finlayson-Areal

Der Faszination der ehemaligen Fabrikhallen aus rotem Backstein mitten in der Stadt kann sich wohl niemand entziehen. 1820 gründete der schottische Industrielle James Finlayson hier an den Tammerkoski-Stromschnellen eine Textilfabrik, die sich innerhalb weniger Jahre zu einer „Stadt in der Stadt“ entwickelte. Die eigentliche Fabrik wurde ergänzt durch Wohnungen, Schulen, ein Krankenhaus, eine Sparkasse und eine Kirche – und damit wurde das Fabrikareal auch zum Sozialprojekt. 1882 leuchte hier erstmals in Finnland eine Glühbirne – ein Meilenstein der Technikgeschichte des Landes.

Tampere: Industriegebäude aus Backstein
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Tampere: Finlayson-Areal

Anfang der 1990er-Jahre ging die Ära der industriellen Produktion zu Ende, und der Stadtrat rief einen Wettbewerb zur Umnutzung des Areals aus. Entstanden ist ein dynamisches urbanes Quartier, das vielfältig genutzt wird. Rund 100 Betriebe mit über 3.000 Beschäftigten zogen im Viertel ein – Büros, Gastronomie, ein Hotel, diverse Kultureinrichtungen wie das Spy Museum, das weltweit erste Spezialmuseum zum Thema Spionage.

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Spionage-Museum

Eine besonders spektakuläre Annäherung war der Rooftop-Spaziergang über die Dächer des Finlayson- Areals. Ganz wohl war mir nicht, obwohl ich bestens gesichert war, aber der Blick war gigantisch.

Zum Finlayson-Areal gehören noch ein paar andere Gebäude wie die Finlayson-Villa, wo lange die Fabrikanten wohnten. Heute Eventlocation und Restaurant.

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Finlayson-Villa

Auch die Tallipiha Stable Yards, die ehemaligen Pferdeställe der Fabrikanten, erhielten eine neue Bestimmung: Hier zog ein Kunsthandwerkerdorf mit Werkstätten und Läden ein, in dem du stöbern, einkaufen und natürlich Kaffee trinken kannst.

Tampere: Markthalle

Auch in Helsinki und Turku gibt es Markthallen, die von Tampere hat mir aber besonders gut gefallen. Sie stammt aus dem Jahr 1901 und bietet Stände mit finnischen Spezialitäten wie Schwarzwürsten, Roggenbrot, finnischen Käsesorten und Schokolade. Ein beliebter Ort auch fürs Mittagessen.

Tampere: das Moomin Museum

Wer sind die Mumins? Bevor ich nach Tampere kam, hatte ich noch nie von diesen besonderen Wesen gehört. Mumins (auf Deutsch „Mumintrolle“) sind Kreaturen, die äußerlich ein bisschen an Hippos erinnern, und im idyllischen Mumintal leben. Sie sind abenteuerlustig, warmherzig, sehr philosophisch veranlagt und zählen zu den bekanntesten skandinavischen Kinderbuchfiguren. Es gibt aber auch Mumin-Comics, die in 50 Sprachen erschienen, und diverse Zeichentrickfilme. Eine Anime-Serie macht die Mumins in Japan so populär, dass Scharen von Japanern nach Tampere reisen, um das Museum zu besuchen.

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Mumin-Denkmal vor dem Museum

Die Schöpferin der Mumins: Die finnlandschwedische Künstlerin Tove Jansson (1914–2001) schrieb und illustrierte zwischen 1945 und 1970 neun Mumin-Bücher.

Das Moomin Museum in Tampere ist das einzige Museum weltweit, das sich ausschließlich den Mumins widmet. Basis der Ausstellung war 1986 die Schenkung von Tove Jansson und ihrer Lebenspartnerin, der Grafikerin Tuulikki Pietilä, an das Kunstmuseum Tampere. Zu sehen gibt es über 2.000 Zeichnungen, Illustrationen und dreidimensionale Dioramen. Ich habe mich einer Führung angeschlossen, um einen Zugang zu finden, und habe gleich eines der Muminbücher auf meine Leseliste gesetzt.

Info: Moomin Museum; Tampere Hall, Yliopistonkatu 55; Öffnungzeiten: Di–Fr 10–18 Uhr, Sa/So 10–17 Uhr; Website

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Cover eines Mumin-Buchs

Tampere: Sauna-Hauptstadt der Welt

Stolz trägt Tampere den Titel »Sauna Capital oft the World«, weil es hier und in der näheren Umgebung mehr öffentliche Saunen pro Einwohner gibt als anderswo auf der Welt. Fast 70 sollen es sein. Und einige davon sollten sich Sauna-Fans nicht entgehen lassen (siehe Kasten).

Sauna-Feeling in Finnland 

Die Sauna-Etikette ist in Finnland ein bisschen anders. Eigentlich gibt es keine Regeln. Keine Eieruhr, keine inszenierten Aufgüsse, kein Schweigegebot. In gemischten öffentlichen Saunas trägt man allerdings anders als bei uns Badekleidung.

Die Bandbreite der Saunen ist groß. Neben traditionellen Nachbarschaftssaunen gibt es längst auch stylische Schwitztempel. Ein paar davon habe ich auf meiner Finnlandreise getestet, ein paar habe ich mir fürs nächste Mal aufgehoben.

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  • TraditionellRajaportti, Tampere. In der ältesten öffentlichen Sauna des Landes, die noch in Betrieb ist, wird seit 1906 geschwitzt. Hier fand der deutsche Fotograf Alexander Lembke seine Berufung als Heizer. Die Sauna im bildhübschen Stadtteil Pispala kommt ganz ohne Chichi aus und ist dennoch oder gerade deshalb Kult. Außerdem ein Nachbarschaftstreff inklusive der angegliederten Kneipe mit über 100 Biersorten.
Tampere: abgenutztes Schild der Rajaportin Sauna
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  • Design-SaunaLöyly, Helsinki. Schicker Saunatempel in einem ehemaligen Industriegebiet Helsinkis. Nach dem Schwitzbad in einer der drei Saunen – darunter eine Rauchsauna – springst du in die Ostsee. Von der Restaurantterrasse kannst du Schiffen beim Kreuzen zusehen. Ticket buchen*
  • Wohnzimmer-Sauna: Kuumu, Tampere. Wie ein öffentliches Wohnzimmer direkt am Hafen. Es gibt zwei gemischte Saunen – eine holzbeheizte und eine Rauchsauna, die Saunaerlebnis für Fortgeschrittene bietet. Der Hit: das angegliederte Restaurant mit göttlicher Lachssuppe.
Tampere:  Sauna am Wasser
Tampere: Lachssuppe im Saunarestaurant
  • VolkstümlichRauhaniemi, Tampere. Traditionssauna am See. Eisschwimmen im Winter und manchmal Sauna-Yoga. 
  • Kunst-Sauna: Serlachius Art Sauna, nördlich von Tampere. Stylische Rundsauna am See im Park der Serlachius-Kunststiftung. Genuss pur! 
Serlachius: Holzplattform der Kunstsauna mit Whirlpool, Liegestühlen und Steg zum See

Tampere: Ausflug nach Serlachius

Wenn du in Tampere bist, musst du unbedingt einen Tagesausflug zum Kulturzentrum Serlachius bei Mänttä einplanen. Die Stiftung des Papierfabrikanten Gösta Serlachius liegt eine Stunde nördlich von Tampere und bringt seit fast 100 Jahren hochkarätige Ausstellungen in die Provinz, für die Besucher aus allen Teilen Finnlands anreisen.

Es gibt zwei Museen: Das Museum Serlachius Gösta liegt im historischen Gutshof der Familie und einem modernen Anbau. Dort ist die Kunstsammlung der Gösta Serlachius Fine Arts Foundation untergebracht, zu der Meisterwerke finnischer Künstler gehören, aber auch hochkarätige Werke mitteleuropäischer Künstler. Dazu kommen regelmäßig Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst. Das Museum Serlachius Gustaf liegt im Zentrum von Mänttä in den Serlachius Headquarters und beleuchtet die Geschichte der Papierindustrie in Finnland sowie der Familie Serlachius im Besonderen. Ergänzt wird die Ausstellung durch ein buntes Kulturprogramm. 

Das Museum Gösta liegt direkt am See, inmitten eines Skulpturenparks. Kunst und Natur vereinen sich aufs Allerfeinste, und ich fühlte mich ein bisschen an das Museum Louisiana bei Kopenhagen erinnert. Du kannst lange Spaziergänge machen, im See baden, Fahrräder oder Ruderbotoe ausleihen und einen herrlichen Tag verbringen. Ergänzt wird der Kultur- und Naturgenuss durch das vorzügliche Restaurant Gösta und die Serlachius Art Sauna am Seeufer, die zu den schönsten Saunatempeln des Landes zählt (siehe Kasten) und mein persönliches Sauna-Highlight in Finnland war. Jeden Dienstag (im Juli auch am Mittwoch) ist die Sauna für die Öffentlichkeit geöffnet. Darum am besten deinen Besuch auf einen Dienstag legen.

Info: Serlachius, Joenniementie 47, Mantta-Vilppula, Öffnungszeiten: im Sommer täglich 10–18 Uhr, Sauna am Dienstag bis 19 Uhr; Website

Wie komme ich nach Serlachius? Es gibt rund ums Jahr Züge nach Vilppula und von dort einen Serlachius Taxiservice. Im Sommer verkehrt der Art & Sauna Express-Bus zwischen Tampere und Serlachius.

Serlachius: Kunstsauna mit Steg im See
Park der Serlachius-Stiftung und Art Sauna mit Steg

Hotels in Tampere

  • Im Boutiquehotel Lillan* in einem Holzhaus mitten in der Stadt werden Finnland-Träume wahr.
  • Von außen keine Schönheit, aber Lage und Ausstattung des Marriott Courtyard Tampere City* sind bestens.
  • Das Uumen* bietet minimalistische Zimmer zu sehr günstigen Preisen in allerbester Lage im Finlayson-Areal.

Mit dem Zug durch Finnland – Reisetipps

Anreise Die meisten Besucher fliegen nach Helsinki oder kommen mit der Fähre aus Tallinn (siehe unten). Du kannst aber auch aus Deutschland mit der Fähre anreisen. Finnlines verbindet in circa 30 Stunden Travemünde und Helsinki (Doppelkabine ab 370 Euro ohne Fahrzeug).

Einreise Für EU-Bürger reicht zur Einreise der Personalausweis, denn Finnland ist EU-Mitglied und gehört zum Schengen-Raum. 

Beste Reisezeit Wenn du mildes Klima und lange Tage genießen möchtest, solltest du zwischen Ende Mai und Mitte August nach Südfinnland reisen. Dann sind die Temperaturen angenehm für Stadtbesichtigungen genauso wie für Outdoor-Aktivitäten von Wandern über Radfahren bis Kanufahren. Im Juli, dem klassischen Ferienmonat der Finnen, wirst du in den Städten allerdings fast nur Touristen treffen. 

Geld In Finnland zahlst du mit dem Euro.

Kommunikation Nationalsprachen sind Finnisch und Schwedisch, das man vor allem im Westen des Landes spricht. Englisch ist weit verbreitet. Es gibt keine Roaming-Gebühren bei Internetnutzung, WLAN ist fast überall verfügbar. 

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Zweisprachige Straßenschilder

Unterwegs in Südfinnland

  • Flughafentransfer in Helsinki: Zug (5,50 Euro) 
  • Transfer vom Fährhafen Helsinki ins Zentrum: Straßenbahn (3,50 Euro)
  • Helsinki: Empfehlenswert sind Ein- oder Mehrtageskarten, mit denen du Busse, Trambahnen, Metro und einige Fähren zu vorgelagerten Inseln nutzen kannst (Tageskarte 9 Euro). 
  • Turku: Ideal für die Erkundung von Stadt und Umland ist das Fahrrad (28 Euro/Tag). 
  • Tampere: Die Altstadt kannst du zu Fuß erlaufen, für weitere Strecken ist ein Fahrrad ideal (2 Euro/Stunde, 5 Euro/Tag) oder du nimmst die Trambahn (Einzelticket 3 Euro).

Top-Tipp: Von Helsinki aus kannst du bequem mit der Fähre nach Tallinn* reisen – für einen Tagesausflug oder auch einen mehrtägigen Abstecher in die estnische Hauptstadt. Die Schiffe der Fährgesellschaft Tallink sind sehr komfortabel und in der ersten Klasse ist ein tolles Buffet inklusive.

Essen Ich habe überall in Finnland auf meiner Reise gut gegessen. Abends in Restaurants, mittags in Cafés oder in Markthallen, wo es in allen Städten Stände mit gutem Essen gab. Die Finnen lieben – bedingt durch eine jahrhundertelange Jagdtradition – Wild. Rentierfleisch oder Elchwurst kommen entsprechend häufig den Tisch. In einem Land mit endlosen Küstenstrichen und unzähligen Seen ist natürlich auch Fisch höchst populär. Besonders Hecht und Ostseehering serviert man in allen möglichen Zubereitungen – geräuchert, eingelegt, gekocht oder gebraten. Ein Klassiker ist finnische Lachssuppe, für die der Lachs allerdings fast immer aus Norwegen kommt. In allen Städten gibt es außerdem ein gutes Angebot für Vegetarier und Veganer. Als Nachspeise sind Beeren aus den heimischen Wäldern unverzichtbar – frisch, als Kompott oder im Kuchen.

Trinken Zu jeder Tageszeit trinken die Finnen Kaffee, der als Nationalgetränk Nummer eins gilt. Craft Beer liegt auch in Finnland im Trend. Der einheimische Wein ist nicht Trauben-, sondern Beerenwein. Alkohol, der stärker als Bier ist, bekommst du nur im Alkoholladen (Alko) oder in Restaurants mit einer entsprechenden Schanklizenz. 

Unterkunft Finnland ist kein Billigreiseland, aber die Preise gehen auch nicht durch die Decke. Es gibt in den Städten ein breites Angebot an Unterkünften: Neben internationalen Großhotels, die in der Nebensaison manchmal Schnäppchenangebote haben, gibt es Boutiquehotels mit Flair zu entsprechenden Preisen, Ferienwohnungen und Hostels. Wenn du dich in einem Ferienhaus in der Natur einquartieren möchtest, solltest du rechtzeitig buchen. Das Angebot reicht von einfachen Blockhütten mit einem Schlafzimmer (ab 750 Euro /Woche) bis zu komfortablen Häusern (3 Schlafzimmer 1000–1500 Euro) – aus Ausstattung gehören fast immer Sauna und Grill, bei Lage am See oder Meer auch oft ein Boot. 

Hotel aus Backstein im Finlayson-Areal

Reiseführer Finnland

  • »Finnland«, Iwanowski Verlag 2025
  • »Helsinki«, Reise Know-How Verlag 2025

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Mehr spannende Rundreisen in Europa

Offenlegung: Ich habe Finnland im Rahmen einer Pressereise auf Einladung von Visit Turku und Visit Tampere besucht und wurde zu mehreren Übernachtungen eingeladen. Weitere Kosten habe ich selbst übernommen. Ich war völlig frei in der Berichterstattung und empfehle sowieso grundsätzlich nur, was mir gefällt.

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